Musikarchäologie

Musikarchäologie ist ein verhältnismäßig neues Forschungsfeld, das sich mit der Entstehung der Musik, ihren frühesten Belegen sowie ihrer Entwicklung im Laute der Zeit beschäftigt. Bei den frühesten Instrumenten handelt es sich um die ca. 43.000 Jahre alte Flöte bzw. Pfeife aus dem Knochen eines Höhlenbären aus Divje Babe. Auf der Schwäbischen Alb wurden insgesamt 10 Flöten gefunden, bei denen man von einem Alter von ca. 35.000-40.000 Jahre ausgeht. Ein 20.000 Jahre altes Mammutschulterblatt aus Mezin in der Ukraine wies Eindrücke auf, die als Schlagspuren interpretiert werden. Zur Analyse der Klangeigenschaften wurde das Instrument von Heidi Köpp-Junk nachgebaut. Akustische Untersuchungen von Rasseln  aus der Hallstattzeit (Lusatian, 800-500 v. Chr.)  u.a. vom Institut für Musikologie in Warschau finden Sie hier.
Die frühesten Belege für Musik im Alten Ägypten datieren erst in das 5. Jt. v. Chr. Aufgrund der guten Erhaltungsbedingungen sind zahlreiche Instrumente selbst sowie auch Darstellungen davon, sei es als Modell oder als Wiedergabe auf Grab- und Tempelwänden, erhalten. Eine Übersicht über die Musik im Alten Ägypten finden Sie hier, ein ausführliches Buch dazu, verfasst von Heidi Köpp-Junk mit dem Titel "Musik im Alten Ägypten", ist gerade bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen.
                                                                                                                                       Vorreiter der altägyptischen Musikarchäologie waren z.B. Curt Sachs, der bereits 1920 ein Buch mit dem Titel "Altägyptische Musikinstrumente" veröffentlichte, sowie insbesondere Hans Hickmann, der seine Ergebnisse in zahlreichen Bücher und Artikel  publizierte, wie z.B. 1960 "Ägypten - Musik des Altertums II".
Der Zweig der experimentellen Musikarchäologie widmet sich dem Nachbau von Instrumenten sowie deren Spieltechnik. Dr. Heidi Köpp-Junk ist derzeit die einzige Ägyptologin im deutschsprachigen Raum, die sich mit der Rekomposition altägyptischer Musik in der Art beschäftigt, dass sie altägyptische Liedtexte mit dem Nachbau einer altägyptischen Laute,  der sog. Tänzerinnenlaute aus der  18. Dynastie (ca. 1400 v.Chr.), vertont und interpretiert.
                                     
                                        

                          Heidi Köpp-Junk im Theater Trier mit ihrem Nachbau der
                         Tänzerinnenlaute aus der 18. Dynastie. Foto: Carolin Malburg

Angefertigt wurde das Instrument von Susanna Schulz, die Stimmung, Abstände der Bünde etc. gehen auf die Untersuchungen von Prof. Dr. Ricardo Eichmann zurück, der sich mit den altägyptischen und koptischen Lauten intensiv beschäftigte. Leider sind aus dem Alten Ägypten keine Noten und damit keine Melodien erhalten, doch durch die Laute sind bestimmte Tonabstände vorgegeben.
Beispiele für diese "Rekompositionen" altägyptischer Musik, begleitet mit Nachbauten von unterschiedlichen Instrumenten aus pharaonischer Zeit, gesungen auf altägyptisch, finden Sie hier.

hl